Fernseher ohne Alexa
Für eine neue Ferienwohnung braucht es neue Geräte. Erst war ich überrascht, dass heute nahezu jeder Fernseher „smart“ ist und nahezu jeder Smart-TV Alexa integriert hat. Ziemlich schnell hörte ich auf mich zu wundern. Alexa ist für den Anwender vordergründig die Sprachsteuerung technischer Geräte. Im Hintergrund ist es eine riesige Datensammlung, der man bei der Installation des Geräts zustimmt. Ich müsste als Vermieter einer Ferienwohnung diese Zustimmung von meinen Gästen einholen. Haben Sie beim Buchen einer Ferienwohnung so eine Bestätigung schon jemals gegeben? Oder haben Sie noch nie in einer Ferienwohnung mit Smart-TV gewohnt? Wenn ein Smart-TV vorhanden ist, ginge an einer expliziten Zustimmung zur Datensammlung aus meiner Sicht kein Weg vorbei. Natürlich kann man die „smarten“ Funktionen des Fernsehers ausschalten. Ob sie dann wirklich ausgeschaltet sind, weiß man nicht. Man weiß auch nicht, ob das Licht im geschlossenen Kühlschrank wirklich aus ist.
Bin ich paranoid?
Man darf sich fragen, ob private Autonomie noch zeitgemäß ist. Es wird so viel über Datenschutz gesprochen, so schlimm kann das alles nicht sein. Oder doch? Die Hersteller der smarten Technik kommen nicht aus Deutschland und unterliegen daher weder den deutschen Datenschutzgesetzen noch dem deutschen Verständnis von Datenschutz. Außerdem verhindern Datenschutzgesetze nicht das Sammeln von Daten. Sie regeln im wesentlichen lediglich den Umgang mit den gesammelten Daten. Gesetze können auch geändert werden. Daher ist und bleibt der einzig wirksame Datenschutz: Daten nicht erfassen.
Mit Daten lässt sich eine Menge Geld verdienen. Noch mehr Geld lässt sich mit dem Zusammenführen von Daten aus verschiedenen Quellen verdienen. In Deutschland darf man das vielleicht zur Zeit nicht, in anderen Ländern ist es legal möglich. Einen schönen Einblick in das Thema gibt das Buch „Die notwendige Revolution“ von Eric Dolatre. Dolatre ist einer der Gründer von GMX. Er hat sich als einer der ersten damit beschäftigt, wie man mit digitalen Daten der Benutzer Geld verdienen kann. In seinem Buch gibt er einen Einblick in Geschäftsmodelle der Datensammler und ruft er zu mehr Vorsicht mit der Preisgabe persönlicher Daten auf.
Wer interessiert sich für meine Daten?
Jedes „smarte“ Gerät hat etliche Mikrofone und zeichnet damit alles auf, was im Raum gesprochen wird. Sie bezweifeln, dass es möglich ist, alles zu speichern? Ich gehe davon aus, dass alles gemacht wird, was technisch möglich ist. Wie erwähnt lässt sich mit Daten sehr viel Geld verdienen. Wo sich Geld verdienen lässt gibt es auch jemanden, der in den Sektor investiert. Die reine Sprachsteuerung technischer Geräte wäre übrigens auch ohne das Senden der Daten an einen zentralen Datenspeicher (Cloud) möglich. Mit lokalem Edge Computing lässt sich aber nicht so viel Geld verdienen.
Wie kann ich mich schützen?
Mitunter hat es sich inzwischen eingebürgert, dass Mobiltelefone in den Kühlschrank gelegt werden, wenn man sich ungestört unterhalten möchte. Das wird mit dem Fernseher schon schwerer.
Aus den Gründen habe ich für die neue Wohnung im Strandhaus einen nicht-smarten Fernseher gekauft. Es handelt sich um einen DYON Live 43 Pro-X, einen der wenigen erhältlichen Fernseher ohne WLAN. Der Fernseher hat HDMI und USB und eignet sich damit ohne weiteres als Bildschirm zum Streamen. Im Haus haben wir seit 2004 Internet in den Ferienwohnungen. Wir haben also keineswegs etwas gegen das Internet einzuwenden. Einen PC nimmt man gewöhnlich ohnehin mit auf Reisen. Oder nicht?
Die Erde dreht sich weiter. Warum soll man im 19. Jahrhundert stehenbleiben? Gehört ein Smart-TV heute so zum Leben wie ein Smartphone? Das könnte sein. Ich sehe den Komfort, den solche Geräte bieten. Ich sehe aber auch die Einschränkungen der persönlichen Freiheit, die mit der massiven Preisgabe von Daten zusammenhängt. Die Internetnutzung hat sich extrem in diese Richtung verändert. Auch hier ist der Grund im riesigen Geschäft mit der Datensammelei zu sehen.
Auf meinen Rechnern läuft Linux, auf den Smartphones und Tablets unserer Familie LineageOS, als Suchmaschine benutzen wir Startpage. Das ist alles noch kein Hexenwerk, wir retten damit auch nicht Welt. Es ist nur das Ergebnis von ein bisschen Bewusstsein für Freiheit und Privatsphäre. Selbst mit diesem Setting ist das Leben nicht unbedingt privat. Selbst denken ist auch beim Einsatz von Anwendungssoftware (Apps) notwendig. Der beste Schutz der Privatsphäre ist weiterhin die Nicht-Nutzung. Das ist tatsächlich nicht in jeder Situation zeitgemäß. Es fühlt sich aber besser an, ein freies Betriebssystem zu nutzen als eines, das einem gewinnorientierten Unternehmen wie Microsoft, Apple, Google oder Amazon gehört. Noch haben wir immerhin die Wahl.
Zugang zu Linux gewünscht?
Linux ist längst kein Betriebssystem mehr, das nur von Nerds eingesetzt werden kann. Linux eignet sich seit Jahren für jeden PC-Nutzer. Wer eine kleine Vorstellung vom Begriff der Freiheit hat, wird kein kommerzielles Betriebssystem benutzen wollen. Er / Sie / Es tut es höchstens noch aus Bequemlichkeit oder aus Hilflosigkeit. Wenn Sie nicht wissen, wie Sie damit anfangen sollen, zeige ich Dir gerne einen Weg. Komm außerhalb der Sommerferien in den Urlaub zu uns und ich nehme mit gerne etwas Zeit, Dir einen Weg in die Welt der freien Betriebssysteme zu zeigen. Gehen musst Du ihn natürlich selbst. Wenn Du bis hier gelesen hast, wird das kein Problem für Dich sein. Der Artikel „Linux in 90 Minuten“ kann auch helfen.