Mit der Uhr bezahlen? Gerne doch!

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Neulich stand ich in einem Geschäft. Vor mir zahlte jemand mit seiner Smartwatch. Ich fragte dann die sympathische Frau an der Kasse, ob ich auch mit meiner „Watch“ bezahlen könne. Sie warf einen Blick auf meine mechanische Armbanduhr und lächelte. Ich gab ihr etwas bedrucktes Papier, akzeptierte ein paar Münzen als Wechselgeld, nahm die Ware und zog meiner Wege.

Wem die Frage nach dem Bezahlen mit Wertgegenständen wie Uhren, Gemälden, Teppichen oder auch (haltbaren) Lebensmitteln als Alternative zu bedrucktem Papier oder digitalen Zahlungsversprechen nicht völlig abwegig vorkommt, darf sich hier willkommen fühlen.

Menschen, die mehr von volkswirtschaftlichen Zusammenhängen verstehen als ich, warnen seit ein paar Jahren davor, dass ein Anfeuern der Inflation die Gefahr berge, dass sie zwar angeschubst aber schwer bis garnicht gebremst werden könne. Im Moment ist es nicht so. Ich sehe keinen Vertrauensverlust. Die üblichen Währungen werden überall als Zahlungsmittel akzeptiert. Die grundsätzliche Gefahr abnehmenden Vertrauens in gängige Währungen kann ich durchaus nachvollziehen. Prognosen sind allerdings bekanntlich dann am schwersten, wenn sie die Zukunft betreffen. Von einer Ausgewogenheit der Menge des vorhandenen Geldes mit der Menge der vorhandenen Werte haben wir uns schon lange verabschiedet. Es gibt deutlich mehr Geld als Werte. Das Thema ist kompliziert. Volkswirtschaftliche Modellrechnungen funktionieren, bilden aber die Realität nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ab. Möglicherweise ist die Ausgewogenheit zwischen Geldmenge und Menge der Werte auch nur für eine Stabilitätsbetrachtung in einem Diskussionsforum für Milchmädchen relevant. Es gibt sicherlich unterschiedliche Möglichkeiten, diesen komplizierten Sachverhalt zu betrachten. Entscheidend ist im Ernstfall ohnehin hinterher einen zu finden, dem man den Zusammenbruch des Währungssystems in die Schuhe schieben kann. Die Zeit wird zeigen, wie sich die Stabilität der Währungen mit erhöhter Inflation entwickelt.

Bei hoher Inflation ist es nicht ohne Risiko heute eine Ferienwohnung für einen Zeitraum in der Zukunft zu einem bei der Buchung festgelegten Preis zu vermieten. Einige Vermieterkollegen sollen in ihre AGB schon eine einseitige Kündigungsmöglichkeit für den Fall von hohem Geldwertverlust / Preissteigerungen eingebaut haben. Ich habe meine Zweifel ob so etwas vor Gericht im Sinne des Verbraucherschutzes standhält. Versuchen kann man es auf jeden Fall. Vielleicht wird die Konsequenz auch sein, dass Urlaub wegen des Kostenrisikos nur noch kurzfristig gebucht werden kann oder bei einer Reservierung vereinbart wird, dass der Preis erst kurz vor der Anreise verhandelt wird. Wobei der zweite Punkt wettbewerbsrechtlich z.B. wegen der Preisangabenverordnung vermutlich auch schwierig rechtskonform umzusetzen sein wird.

Urlaub besser langfristig im Voraus buchen

Verständlich ist der Wunsch nach dynamischen Preisen für Geschäfte, die erst in der Zukunft stattfinden (wie z.B. Urlaubsbuchungen), in Zeiten steigender Kosten aus Anbietersicht allemal. Die Unsicherheit der Preisentwicklungen ist schon jetzt recht groß. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass sich der Preis für Energie innerhalb kürzester Zeit so massiv entwickelt. Ein Bäcker sagte mir neulich, dass auch der Mehlpreis „durch die Decke“ ginge. Baumaterial aus Holz ist schon länger sehr viel teurer als üblich. Das wird mittelfristig zwangsläufig Auswirkungen auf die Preise in allen Bereichen des Lebens haben. Wer in diesem Jahr Urlaub an der Ostsee machen möchte, tut sicherlich gut daran, langfristig im Voraus zu buchen. Ich halte es für wahrscheinlich, dass die Preise für kurzfristige Buchungen deutlich teurer werden könnten als sie im Moment sind.

Beruhigend finde ich die Gewissheit, dass sich bei schwindendem Vertrauen in Währungen immer Alternativen finden werden. Das Problem ist nicht das Problem sondern Deine Einstellung und Dein Umgang mit dem Problem …