Wildbienenhotel sinnvoll?
Seppo Leinonen ist ein Cartoonist aus Finnland. Er kommt aus der Stadt Kajaani im Norden des Landes und hat Forstwirtschaft und Kunst studiert. Freundlicherweise hat er mir erlaubt, die Illustration für diesen Beitrag zu verwenden. Zuerst habe ich das Bild in einer Rundmail unserer Regionalgruppe des Naturgarten e.V. gesehen.
Da ist ein tolles Wildbienenhotel, aber leider kein Restaurant
Die Illustration zeigt zwei Insekten, die sich über eine künstliche Nisthilfe freuen, gleichzeitig aber bemerken, dass es nichts zu fressen gebe. Im Hintergrund töfft, in einem grünen Garten aus Rasen und Koniferen und mit einem Steinweg mit betonierten Fugen, ein Rasenmäher. Es spielt keine Rolle ob dieser Rasenmäher mit Benzin oder Strom angetrieben wird. Es ist auch egal, ob es sich um eine private oder öffentliche Fläche handelt. Die Jahreszeit ist nebensächlich.
Was bringt ein Wildbienenhotel, wenn die Wildbienen verhungern?
Am Anfang ein Hinweis darauf, dass man beim Bau eines „Wildbienenhotels“ Fehler machen kann. Auf der hier verlinkten Seite werden untaugliche Nisthilfen vorgestellt. Leider gibt es überall in der Landschaft vieler solcher sicher gut gemeinter Versuche etwas gegen die Wohnungsnot der Wildbienen zu unternehmen. Somit sollte man vorsichtig sein, wenn man sich an Wildbienenhotels in der Nachbarschaft orientiert. Gut gemeint ist eben leider nicht immer gut gemacht.
Regelmäßige Leser dieses Blogs wissen, dass ich sehr gerne das Fachmagazin des Naturgarten e.V. lese. In der letzten Ausgabe ging es um Wildbienen, Wespen und Hornissen. Wie immer wurde dieses Thema in einem kompletten Heft von unterschiedlichen Autoren vielfältig betrachtet. Für Mitglieder des Naturgarten e.V. ist diese hochwertige Gartenzeitschrift im Jahresbeitrag enthalten.
Wildbienen sind für die Bestäubung von Obstbäumen vor allem im frühen Frühjahr wichtig, weil sie auch bei niedrigen Temperaturen fliegen, wenn domestizierte Honigbienen noch „gemütlich am Ofen“ in ihrem Bienenstock sitzen und das Zuckerwasser essen, das ihnen der Imker kredenzt.
Bei Futterpflanzen für Wildbienen kann man auch einiges falsch machen. Entscheidend ist, dass Futter während der kompletten Saison zur Verfügung steht. Gerade im Sommer wird das Futterangebot häufig knapp. Der Geschmack von Menschen und Wildbienen ist nicht immer gleich. Es funktioniert nicht, dass man einen tollen blühenden Garten hat und denkt, dass man damit automatisch etwas für Bienen tut. Verzichten sollte man, nicht nur wegen der Wildbienen, unbedingt auf gefüllte Blüten und exotische Pflanzen. Auch wenn ich grundsätzlich nicht so sehr für Verbote bin: wer Kirschlorbeer und Thuja in seinem Garten kultiviert oder in seinem Baumarkt verkauft, darf gerne hart bestraft werden. Bei der Anlage von Wildblumenwiesen ist für langfristigen Erfolg der richtige Boden entscheidend sowie die korrekte Pflege der Wiese. Eine gute Quelle für das Thema Futterpflanzen für Wildbienen.
Ich möchte nicht Zahlen und Daten aus anderen Beiträgen wiederkäuen. Man sollte aber doch mal wieder erwähnen, dass 70% der Wildbienen unter der Erde leben. Für diese Tiere ist vor allem das beliebte Mähen der Straßenränder mit Mulchmähern fatal. Zum einen werden durch Rotationsmähwerke Tiere getötet. Ein zweiter wichtiger Aspekt besteht darin, dass die überlebenden Tiere Schwierigkeiten haben, durch die Mulchschicht ihre darunter versteckten Nester wiederzufinden. Auf die Frage aus der Überschrift nach dem Sinn von Wildbienenhotels: gegen das Mulchen von Flächen helfen die tollsten Wildbienenhotels nicht!
Auch wenn es langsam geht, im öffentlichen Bereich findet ein Umdenken statt. Straßenränder neu gebauter oder sanierter Straßen werden inzwischen mit mageren Böden angelegt und buntere Saat eingebracht. Zu sehen ist das hier bei uns an der Ostsee direkt vor der Tür am Beispiel der Straße zwischen Dahme und Grube am Grünstreifen zwischen Straße und frisch saniertem Fahrradweg. Magerer Boden mit entsprechender Saat schafft mehr Lebensraum für Insekten und erfordert durch langsameren Wuchs weniger Mähdurchgänge. Straßenränder müssen aus Gründen der Verkehrssicherheit regelmäßig gemäht werden. Da ist es mehr als sinnvoll, langsamer wachsende Pflanzen zu kultivieren. Vermutlich werden hier auch andere Mähwerke eingesetzt und das Mähgut abtransportiert. Bei liegen bleibendem Mähgut bleibt die Fläche wegen des Komposteffekts nicht lange ein Magerstandort. Es gibt noch einen positiven Aspekt magerer Straßenränder: angrenzende landwirtschaftliche Flächen werden nicht durch die sich ausbreitende Saat der Pflanzen auf den mageren Böschungen belastet. Auf den nährstoffreichen landwirtschaftlichen Flächen können sich die Samen der mageren Standorte nicht durchsetzen. Damit haben die Landwirte bei mageren Straßenrändern weniger Unkrautdruck.
Wer wissen möchte, was er oder sie im privaten Garten tun kann, um Wildbienen zu schützen, sollte etwas Geld in die Hand nehmen und sich das „Naturgartenbaubuch“ von Reinhard Witt und Fritz Hilgenstock kaufen.
Insgesamt kann sicherlich grundsätzlich gelten: für die Natur ist weniger Eingriff besser. Ganz richtig ist das nicht, wie dieser Artikel über den Artenreichtum auf Grünflächen zeigt. Deshalb schreibe ich „grundsätzlich“. Weiterhin hoffe ich, dass ich mit dieser Aussage nicht die Menschen oder am Ende Teile der Regierung delegitimiere. In einer Zeit, in der man nach der angeblichen Mehrheitsmeinung nur gesund sein kann, wenn man Medikamente einnimmt, könnte es auch sein, dass angezweifelt wird, dass die Natur ohne Eingriffe des Menschen überhaupt existieren kann.