Radreise mit der Familie
Hier bei uns an der Ostsee auf dem Radweg zwischen Hamburg und Copenhagen machen auf dem Wildcampingplatz im Sommer nahezu jeden Tag die unterschiedlichsten Menschen aus der ganzen Welt Station.
Tatsächlich sind die meisten Radreisenden alleine oder zu zweit und ohne Kinder unterwegs. Man kann durchaus eine Radreise mit der ganzen Familie machen. Wir hatten schon Gäste mit ganz kleinen Kindern, die mehrere Wochen Rad gefahren sind. Letzte Woche war eine us-amerikanische Familie mit zwei Kindern hier. Marie, Jon, Axel, Emily and Hugo sind eine norwegisch-französische Familie, die zur Zeit in Norwegen lebt. Seit sechs Jahren machen sie in den Sommerferien mehrwöchige Radreisen. Bei der ersten Radreise war das kleinste Kind 2 Jahre alt. Natürlich war er als Kleinkind im Anhänger unterwegs und auch die nächsten Jahre war als Backup ein Follow-me dabei.
So far we have cycled through Denmark, Sweden, Northern Norway (2 summers in a row) and Southern Norway. Our philosophy is to start riding from our doorstep and use only public transport (train, ferries) when necessary. (warmshowers.org – access only for members)
Mit kleineren Kindern fährt man natürlich keine 100 km am Tag. Aber auch für einen 8jährigen sind 45 bis 50 km täglich durchaus machbar. Der Tag ist lang und 50 km entsprechen bei nur 5 Stunden täglicher Fahrtzeit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von gerade einmal 10 km/h. Das ist deutlich langsamer als man auch mit vielen Pausen fahren kann und um Längen mehr als man auf einer Wandertour zurücklegt.
Das schöne am Radfahren ist, dass man auf naturgemäße Art und Weise wirklich vorankommt. Dafür braucht es nicht einmal eine besondere Ausrüstung. Es lohnt sich das einmal auszuprobieren. Es geht durchaus ohne E-Bike. Auch wenn der Strom heutzutage aus der Steckdose kommt und eine Windkraftanlage zwar nur dann liefert, wenn der Wind weht und bis auf die Herstellung und externen Effekte von unglaublichen 1000 bis 2000 m³ Beton und 100 Tonnen Stahl pro Windkraftanlage „keine“ Energie verbraucht, ist das noch lange kein Grund ein E-Bike zu fahren. Da muss man noch nicht einmal die mit viel Blut hergestellten Akkus ins Gespräch bringen. Stromerzeugung wird heute gerne als regenerativ bezeichnet und Kraftwerke werden grün angestrichen … der einzig sinnvolle Schutz der Ressourcen ist nach wie vor und unbestritten die Reduktion des Verbrauchs von Ressourcen. Herstellung von etwas kommt niemals ohne negative, externe Effekte aus. Leider gerät das bei der ganzen Diskussion um die Energiefrage anscheinend etwas in den Hintergrund. Radfahrer kommen beim Schutz der Ressourcen auch ohne grün lackiertes Rad aus. Für die Herstellung von Fahrrädern braucht man Energie, Reifen und Schläuche sind aus Erdölprodukten. Das war es dann aber auch schon. Im Vergleich ist der Energieverbrauch bei der Herstellung eines Fahrrades sicherlich als gering zu bezeichnen.
Unsere Gäste sind ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Viele kommen mit dem Auto, einige mit öffentlichen Verkehrsmitteln, viele kommen mit dem Fahrrad oder wandern. Jedes Verkehrsmittel ist in Ordnung, wenn es mit Bewusstsein verwendet wird. Wo man, bei allen individuellen Unterschieden, die allermeisten Gäste bei uns über einen Kamm scheren kann, ist die Offenheit für neue Eindrücke und das Unerwartete. Gerade das macht meinen Beruf zum schönsten der Welt. Da zitiere ich gerne Fischmob und sage mir: „Gut, dass ich nicht Zahnarzt, Rechtsanwalt oder so ein Quatsch geworden bin.“ Wobei ich damit nichts gegen Zahnärzte sagen möchte. 😉