Piratenwoche im Ostseeferienland

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„Die Piraten entern das OstseeFerienLand vom 1. – 5. August 2022.“ So lautet die Ankündigung auf ostseeferienland.de. Geboten werde eine Piratenerlebniswelt für Groß und Klein, „die zum Eintauchen in die Welt der furchtlosen Seeräuber einlädt“. Weiter heißt es im Text der Ankündigung: „Eine Woche lang entern die Freibeuter unsere Urlaubsregion und segeln mit jeder Menge Spiel und Spaß im Gepäck durch Dahme, Grömitz, Kellenhusen, Grube und Lensahn.“

Die Piratenwoche ist also ganz offensichtlich keine politisch korrekte Veranstaltung, die sich kritisch mit Kriminalität aka Piraterie auseinandersetzt und die kleinen Pirat*innen davon überzeugt, vom Einsatz jeglicher Gewalt abzusehen und sich auf dem Pfad der Tugend zu bewegen. Vielmehr scheint eine steuerfinanzierte Organisation Kindern das vermeintliche Abenteuer des Lebens von Verbrechern zu präsentieren. Warum die Piratenwoche heutzutage eigentlich nicht Pirat*innenwoche heißt bleibt ein anderes Rätsel, das wir hier nicht lösen werden können.

Wir feiern die organisierte Kriminalität?

Laut wikipedia bezeichne Piraterie oder Seeräuberei Gewalttaten, Eigentumsdelikte oder Freiheitsberaubungen, die zu eigennützigen Zwecken unter Gebrauch eines See- oder Luftfahrzeugs auf hoher See oder in anderen Gebieten verübt werden, die keiner staatlichen Gewalt unterliegen. Piraterie sei international geächtet.

Ich bin gespannt wie lange es noch dauert bis jemand der lokalen Tourismusverwaltung vorwirft, es werde im OstseeFerienLand im Rahmen eines Piratenfestes die organisierte Kriminalität gefeiert.

Jetzt ist es natürlich so, dass Piraten und das Totenkopfsymbol, warum auch immer, einem gewissen Mythos und positivem Image unterliegen. Ich bin nicht der Ansicht, dass Piraten im Spiel geächtet werden sollten. Man darf sich aber in diesem Zusammenhang durchaus über den Zeitgeist Gedanken machen, der ständig meint den moralischen Zeigefinger heben zu müssen. Da wird gecancelt bis es raucht. Wie lange dauert es an dieser Stelle noch?

Meinetwegen darf es ein Piratenfest an der Ostsee geben, auch wenn Piraterie nichts anderes als organisierte Kriminalität ist. Ich bin gegen Gewalt in jeder Form. Das gilt gleichermaßen für private und staatliche Gewalt. Ob Gewalt gleich Kriminalität ist, ist nur eine Frage der Definition. Die gleiche Gewalt kann kriminell oder legal sein, abhängig davon wer sie ausführt. Deshalb halte ich es für wichtig Gewalt abzulehnen, weil darunter auch die legale Gewalt fällt. Man kann sicherlich der Meinung sein, dass mit Festen wie der Piratenwoche Gewalt verherrlicht wird. Wir haben aber auch anderes, möglicherweise wichtigeres zu tun.

Ideen für ähliche Events …

Vielleicht könnte man in Zukunft mal ein Bankräuberfest feiern. Bankraub, zumindest in der Abenteuerform mit Strumpfmaske, abgeschnittener Schrotflinte und laufendem Fluchtwagen vor der Tür, ist im Zuge der Digitalisierung der Währungen ein aussterbendes Gewerbe. Heute wird Bankraub anders betrieben. Auf dem Sportflugplatz Grube könnte das OstseeFerienLand mit Einsatz von Steuermitteln mal ein Flugzeugentführerfest mit Spaß für die ganze Familie starten. Es gäbe noch viele andere tolle Festideen, die Gewalt und Kriminalität verherrlichen. Ich stehe der Eventbranche gerne für eine konzeptionelle Zusammenarbeit zur Verfügung.