Direkt beim Bauern kaufen
Wenn Du Obst und Gemüse das ganze Jahr auf dem Markt oder beim Bauern im Hofladen kaufst, solltest Du das weiterhin machen. Für Dich ist dieser Artikel nicht gedacht.
Kaufst Du exotisches Obst und Gemüse im Supermarkt aus anonymer Quelle und möchtest daran etwas ändern? Dann lies bitte weiter.
Wenn es Produkte sind, die in der Nähe Deines Wohnortes angebaut werden, ist es einfach. Kauf direkt beim Bauern ein. Insgesamt ist es ratsam, ohnehin überwiegend saisonale Lebensmittel zu kaufen, die regional angebaut werden. Im Winter darf es aber auch manchmal eine Orange, Zitrone oder Banane sein. Das gilt erst recht, wenn Du ansonsten Äpfel isst, die im Kühlhaus gelagert werden.
Importanteil bei regionalem Gemüse
Beim regionalen Anbau gibt es auch Unterschiede. Industriell organisierte Landwirtschaft denkt in großen Zusammenhängen. Das muss man nicht grundsätzlich verurteilen. Bekannt ist, dass in der Landwirtschaft in arbeitsintensiven Bereichen Arbeitskräfte „importiert“ werden. Weniger bekannt ist, dass beispielsweise im Gemüsebau Pflanzen eingesetzt werden, die aus Importquellen kommen. Bei Gemüsepflanzen kann somit ein großer Teil der Wertschöpfung in anderen Teilen der Welt erbracht worden sein. Entsprechend kann auch bei regionalen Lebensmitteln ein großer Transportanteil enthalten sein. Das kann die Regionalität deutlich relativieren. Industrielle Strukturen muss man im Hinterkopf haben, wenn man bei einem der großen Lebensmittelhändler regionale Produkte kauft. Das gilt für den klassischen Lebensmittelhandel aber auch für Bio-Supermarktketten. Industrielle Landwirtschaft kann auch Bio …
Vor diesem Hintergrund halte ich es für vertretbar, importierte Lebensmittel zu kaufen. Winterobst (Südfrüche) sind Früchte, die nicht in Mitteleuropa angebaut werden können. Diese müssen zwangsläufig importiert werden. Auch Olivenöl oder Kaffee kommt zwangsläufig aus Importquellen.
Direkt beim Bauern kaufen
Im Lebensmittelhandel gibt es seit Jahren starke Konzentrationstendenzen. Auch im Biohandel läuft ein starker Strukturwandel mit Verdrängungswettbewerb. Das führt zu höherer Marktmacht der wenigen verbleibenden Händler. In einer Marktwirtschaft kommt es dabei kurzfristig zu sinkenden Margen bei den Teilnehmern mit weniger Marktmacht. Das sind in diesem Fall die Bauern. Die Bauern sind an höheren Margen interessiert, um ihr Geschäft profitabel betreiben zu können. Sie reagieren auf die sinkenden Margen und werden kreativ. So ist zumindest der Idealfall der Marktwirtschaft. Und manchmal klappt das sogar in der EU, in der der Markt immer mehr von der Bürokratie / Regulierung verdrängt wird.
Spanische Bauern sind jedenfalls 2017 kreativ geworden und haben die Plattform „Crowdfarming“ gegründet. Angeboten wird der Einkauf von Lebensmitteln und über Patenschaften eine Art solidarische Landwirtschaft. Crowdfarming bietet Bauern eine Plattform, auf der sie ihre Produkte direkt an Verbraucher verkaufen können, kümmert sich um den Versand und die Kommunikation mit den Kunden. Zur Logistik gehört laut Manifest auch die optimale Ausnutzung von Laderäumen und Optimierung der Strecken. Das halte ich für einen wichtigen Aspekt. Crowdfarming ist „Multilokales Denken statt Globalisierung“, vielleicht ist das ähnlich der alten Weisheit „Think global, act local“.
Crowdfarming ist unterstützenswert
Nicht zuletzt ist Crowdfarming unterstützenswert, weil es kein Projekt von Bürokraten aus Brüssel ist sondern eine freiheitliche und marktwirtschaftliche Reaktion auf Konzentrationsprozesse im Lebensmittelhandel. Crowdfarming legt Wert auf soziales und ökologisches Verantwortungsbewusstsein. Biolabel sind aber keine Verpflichtung für Anbieter. Man kann also auch als Anbieter von garantiert unkontrolliert ökologischer Qualität bei Crowdfarming auftreten. Hinter Crowdfarming scheint keiner der globalen Investmentgesellschaften, Internethändler oder Datenkraken zu stecken.
Crowdfarming kann natürlich auch für Dich als Bauern interessant sein. Zur Zeit bieten 270 Bauern aus 8 Ländern ihre Erzeugnisse über Crowdfarming an.