Ostseeradweg
Was für ein schöner Abschluss der Ostseeradweg-Saison 2021. Ganz unabhängig voneinander kamen noch Mitte Oktober drei Radfahrer zum Wildcamping vorbei. Steph ist Australierin und hat in London gearbeitet. Sie ist seit einiger Zeit mit dem Rad in Europa unterwegs und kam von Stockholm. Renaud aus der Schweiz hat seinen Job als Ingenieur erstmal an den Nagel gehängt um mit dem Rad zu reisen. Er kam aus Oslo zu uns. Steph und Renaud haben sich auf dem Radweg in Dänemark kennengelernt. Nils studiert in Skandinavien an der Ostsee und ist nur „kurz“ auf dem Weg zu seiner Familie in Holland. Alle sind natürlich mit dem Fahrrad unterwegs. Für mich ist es eine große Freude, dass sich mein Hof in Grube immer mehr zum Hotspot für internationalen Fahrradtourismus entwickelt.
Wie ist die Umwelt einfacher zu schützen als mit einer Fahrradreise?
Seit 2014 bin ich als Gastgeber in der internationalen Gemeinschaft für Radreisen www.warmshowers.org engagiert. Seitdem sind über diesem Kanal auf dem Ostseeradweg schon um die 800 Menschen von allen Kontinenten (mit Ausnahme der Antarktis) mit dem Fahrrad hier gewesen. Für eher lokale Radreisen sind wir seit einiger Zeit als Trekkingplatz im Netzwerk der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wildes-sh.de eingetragen. Über den Weg erreichen uns etwa 200 Menschen pro Jahr. Auch immer mehr unserer Airbnb-Gäste kommen mit dem Fahrrad zu uns an die Ostsee. Zur Vervollständigung habe ich unseren Hof im letzten Jahr bei 1nitetent gelistet.
Es handelt sich bei unserem Angebot des Wildcamping um eine Reaktion auf die Tatsache, dass Menschen mit Fahrrad und Zelt auf der Durchreise von immer mehr offiziellen Campingplätzen hier in der Region abgelehnt werden zu scheinen. Das ist zumindest die Rückmeldung vieler meiner Gäste. Es geht mir auf keinen Fall darum als Konkurrent zu Campingunternehmen aufzutreten. Ich sehe mein Angebot als einen privaten Beitrag für die globale Fahrradcommunity. Außerdem gibt es für mich nichts schöneres als Gäste zu haben. Wenn jemand auf großer Tour unterwegs ist und bei mir übernachtet bringt er oder sie ein Stück der Welt auf meinen Hof in Grube an der Ostsee.
Der Ostseeradweg zwischen Hamburg und Copenhagen ist auf keiner Landkarte eingetragen. Für das Projekt müssen keine öffentlichen Gelder bewegt werden. Mit dem Schild an der Straße möchte ich zeigen, dass es Menschen gibt, die mehr als drei Kilometer Fahrrad fahren. Ein Fahrrad ist nach unserem Verständnis eindeutig ohne Elektromotor. Anders gesagt: E-Bikes mögen für den einen oder anderen sinnvoll sein. Ein E-Bike ist aber für uns kein Fahrrad sondern ein Mofa.
Ein kleines bisschen soll die Aussage „Hamburg-Copenhagen“ auch Opposition gegen das immer noch verbreitete Kirchturmdenken im Destination-Management sein. Die Zusammenhänge sind aus unserer Sicht größer als einzelne Gemeinden. Unsere Gegend entlang des Ostseeradwegs hat viel zu bieten. Das Angebot lautet aber weder Dahme noch Grube noch Grömitz oder Kellenhusen. Das Angebot lautet „Ostsee“ in einem Umkreis um die gewählte Unterkunft. Die Größe dieses Umkreises ist abhängig vom zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel und den individuellen Wünschen der Menschen. Hier ist noch viel Platz in der Entwicklung der (staatlichen) Tourismusstrukturen. Die Antwort auf die Frage ist eindeutig nicht mehr Zentralisierung! Verantwortung gehört zu den Menschen vor Ort. Think global – act local.
Nach diesem Verständnis befinden wir uns an der Ostsee in der Mitte (jedenfalls ungefähr) zwischen Hamburg und Kopenhagen, verstehen uns als Holsteiner in einer weltoffenen und in Zukunft hoffentlich wieder etwas mehr libertären Gesellschaft und fühlen uns verantwortlich für das Geschehen in der Region.