Trust no authority, was soll das heißen?

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Dem einen oder anderen mögen die Banner auf meiner Wiese aufgefallen sein.

Wer wissen möchte, was ich mit „Trust no authority“ auszudrücken versuche, möge diesen Text bitte aufmerksam lesen und den eingebauten Links folgen.

Auf der einen Seite des Bauzauns hängt eine Friedenstaube, auf der anderen Seite die Aussage „Trust no authority“. Die Taube habe ich im letzten Winter aufgehängt. Sie soll meinen Wunsch nach Frieden auf der Welt ausdrücken.

Den Slogan „Trust no authority“ habe ich auf einer Ostsee-Radtour im Juni auf einer Wand am Hafen von Odense (Dänemark) gesehen und auf ein Bauzaunbanner adaptiert. In der Kombination der beiden Banner möchte ich vor allem meine Verwunderung darüber ausdrücken, dass die aktuelle Regierungspartei „Die Grünen“ im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021 mit der Aussage „Keine Waffen in Kriegsgebiete“ aufgetreten ist, auch mit Taube …

Nach der Wahl fand aus meiner Sicht die rasante Transformation zur Kriegsbefürworterpartei statt. Dazu bitte ich folgendes zu beachten: ich habe deutliches Verständnis dafür, dass man in Regierungsverantwortung möglicherweise nicht immer so kann, wie man vielleicht möchte. Genau beurteilen kann ich das natürlich nicht, weil ich persönlich noch nie Regierungsverantwortung hatte. Lassen wir es bei der These, dass man in einer Regierung Kompromisse eingehen muss, die einem persönlich nicht immer passen. Das gilt ja auch für andere Bereiche des Lebens.

Das größte Verständnis bedeutet allerdings noch lange nicht, dass man das als Bürger und Wähler automatisch gut finden muss. Menschen müssen für Frieden eintreten, wenn es schon politisch Verantwortliche nicht immer können.

Doch wenn man vor einer Wahl so exponiert mit einem Versprechen auftritt, dieses Versprechen sich nach der Wahl nicht einhalten lässt, hat man immer noch die Möglichkeit des Rücktritts. Oder man begeht aus meiner Sicht eben Verrat am Wähler.

Der Wandel der „Grünen“ zu „Olivgrünen“ ist allerdings nur ein Beispiel für die Anwendung von „Trust no authority“.

Meine Haltung zur Welt könnte am ehesten als liberal bis libertär bezeichnet werden. Damit verbinde ich möglichst viel Selbständigkeit und Verantwortung der Individuen. Ich bin deutlicher Befürworter eines Minimalstaates, auch als „Nachtwächterstaat“ bezeichnet. Über das eine oder andere Detail kann man sicherlich verhandeln, fest steht aber, dass aus meiner Sicht der Staat (also alle Unternehmungen ohne direkte Wertschöpfung) aktuell erheblich zu viele Aufgaben hat. In die Richtung habe ich im Text Weniger Kontrollen, mehr Verantwortung im Februar 2016 geschrieben. Oder im Text Der Staat wird’s schon richten im Oktober 2008.

Aus dieser Grundhaltung ist mir jede staatliche Aktivität von Grund auf suspekt. Ich lebe in diesem Staat und halte mich an dessen Regeln. Ich tue aber, im Rahmen des durch Gesetze Erlaubten, mein Möglichstes, diese Regeln zu verändern.

Ich ärgere mich zum Beispiel sehr darüber, dass anscheinend niemand Lust hat zu arbeiten. Auf Stellenanzeigen gibt es gar keine bis sehr wenig Resonanz. Das gilt auch für hauswirtschaftliche Tätigkeiten (Wohnungen für Gäste schön machen, Wäsche mangeln und zusammenlegen) für die man nicht mehr Voraussetzung braucht als Liebe zur Tätigkeit. Somit sollte das für viele Menschen aus dem Querschnitt der Gesellschaft möglich sein (Bewerbungen von Lesern gerne per Telefon oder Email). Die geringe Menge an Resonanz auf Stellenanzeigen ist für mich kein Grund, vor dem Jobcenter alle Fürsorgeempfänger mit zwei Armen und Beinen (oder jeden Zweiten oder Dritten) umzuhauen. Der Hauptgrund dafür ist aber vor allem, dass ich Gewalt ablehne.

Update: Was hat das mit „dem Staat“ zu tun, wurde ich neulich von einer Leserin gefragt. Klare Antwort: offensichtlich ist es nicht notwendig für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten. Dieser Sachverhalt ist nicht schwarz / weiß zu sehen, die Tendenz ist für mich aber sehr deutlich. Eine zweite Sache kommt noch dazu, diese ist allerdings etwas aufwändiger: oben schrieb ich von „Liebe zur Tätigkeit“. Auch das wäre eine Aufgabe der Gesellschaft. Da scheint etwas nach und nach flöten zu gehen bei uns. Jeder, der ein Ehrenamt ausführt, wird sehr genau wissen, wovon ich spreche.

Was ich aber auch mache, ist, die Leute wegschicken, die nur „schwarz“ arbeiten wollen, weil sie sonst keine Stütze mehr bekommen. Da finde ich es manchmal bedauerlich, dass ich außerhalb von Notwehr nicht gewalttätig bin.

PS. Die Banner „Trust no authority“ gab es im Dutzend günstiger. Ein paar habe noch hier stehen. Wenn Du Interesse an einem Bauzaunbanner „Trust no authority“ hast, schreib mir bitte eine Email.

PPS. Aus meinem Text Grenzen der Meinungsfreiheit (November 2005): „Denn mein Wunsch an die Politik ist vor allem, dass Sie die Mündigkeit der Bürger wieder mehr anerkennt. Der Mensch soll wieder mehr gefordert werden, die Bevormundung aufhören. Ich sage nicht, dass es leicht ist, die Richtung zu wechseln, aber es muss ja nicht immer alles leicht und einfach sein.“

Die Hoffnung stirbt zu letzt.

„Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Unwissenheit ist Stärke!“ 1984, George Orwell

1 Kommentar zu „Trust no authority, was soll das heißen?

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