Landwirtschaft und Gesellschaft
Ökopopulismus drückt aus: in der Landwirtschaft soll keine Chemie eingesetzt werden. Es gibt natürlich noch erheblich mehr Aspekte, die Landwirtschaft verträglich macht. Auf den Ackerbau bezogen fallen auf die Schnelle deutlich mehr Fragen ein als der Einsatz von Chemie.
- Wie wird das Saatgut erzeugt?
- Wie wird der Boden bearbeitet?
- Welche Maschinen kommen zum Einsatz?
- Wie wird der Boden fruchtbar gehalten?
- Welche Rolle spielt die Biodiversität?
- Wie kann naturgemäßer Ackerbau wirtschaftlich betrieben werden?
Unabhängig von einer umfassenden Beschäftigung mit einem Thema ist auch beim Einsatz von Chemie deutlich zu differenzieren. Es ist nicht so, dass Landwirtschaft mit Chemieeinsatz das Böse ist und Landwirtschaft ohne Chemieeinsatz das Gute. Leider wird vieles isoliert betrachtet.
Typisch dafür ist das aktuelle Hauptthema: es gibt etwas, das wir zwar nicht sehen und auch nicht eindeutig nachweisen können. Dieses Etwas muss aber ohne Rücksicht auf die sonstigen Auswirkungen vernichtet werden. Das liefert einfache Antworten. Die Konsequenz daraus könnte sein: „Bei Schmerzen ’ne Pille, bei Unkraut Glyphosat“. Die größeren Zusammenhänge oder Ursachen werden ausgeblendet. Dieses Denken geht durch die Gesellschaft.
Warum machen wir der industriellen Landwirtschaft Vorwürfe, wenn wir in anderen Bereichen selbst nach dem gleichen Schema verfahren?
Ganz offensichtlich werden wir darauf trainiert nach einfachen Antworten zu suchen. Wir wünschen uns einfache Antworten und den Glauben an den Erlöser, der wahlweise als Regierung, Industrieunternehmen oder NGO auftritt. Ein Wechsel zwischen den Rollen ist möglich.
Zielführender wäre sicherlich eine ganzheitliche Betrachtungsweise. Alles hängt mit Allem zusammen. Da sind wir wieder bei Open your mind.
In der Nutztierhaltung ist für viele entscheidend, dass Tiere genug Platz und Auslauf haben. Es gibt auch hier viel mehr Fragen, die gestellt werden können und gestellt werden müssen. Wir können uns sicher sein, dass an den relevanten Stellen sehr intensiv an den ganzen Fragen gearbeitet wird. Was davon in die öffentliche Wahrnehmung kommt ist etwas anderes.
Vor ein paar Jahren war noch der Einsatz von Medikamenten (in der Tierhaltung) ein Thema. Wie bei Herbiziden im Ackerbau bilden sich wohl auch bei Antibiotika in der Tierhaltung Resistenzen. Irgendwann gibt es dann kein Mittel mehr, was gegen „die Feinde“ hilft. Im Ackerbau kämpft man wohl zur Zeit mit Herbizidresistenz beim Ackerfuchsschwanz. Das Thema ist auch in vielen anderen Bereichen vorhanden, in den letzten Jahren eher aus den Hauptnachrichten verschwunden. Es würde auch nicht so gut zusammenpassen, dass wir Fragen nach Pharmaeinsatz in der Tierhaltung stellen, während wir Menschen uns auf der Suche nach einfachen Lösungen eher undifferenziert mit Medikamenten behandeln. Gibt es da vielleicht Interessen im Sinne einer großen Investition?
Einen interessanten Ansatz der Berechnung von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft kann man bei Regionalwert Leistungen finden. Einen Einsteig in die Philosophie dahinter findet sich im Buch „Richtig rechnen„