Naturerfahrung oder Naturerlebnis
Fest steht, dass man nicht aus allem ein Erlebnis machen muss. Oft reicht es auch einfach „zu sein“. Die Mitgliederzeitschrift des Naturgarten e.V. lese ich sehr gerne. Sie ist sehr oft beeindruckend gut recherchiert. Jede Ausgabe betrachtet ein Thema. Im Heft 3.21 beschäftigen sich die Autoren mit Naturspielplätzen. Der Titel lautet NaturErlebnisRäume – Kindern Naturerfahrungen ermöglichen.
Interessant fand ich, dass das „Natur erleben“ für viele garnicht einfach sei, denn vor dem Erlebnis muss erstmal die Erfahrung kommen. Diese Naturerfahrung fehle inzwischen vielen Kindern. Und sie fehle auch schon vielen Eltern, so dass inzwischen die zweite Generation von Menschen ohne Naturerfahrung heranwachse. Deshalb muss vor dem Naturerlebnis die Naturerfahrung kommen.
Zielgruppe unserer Höfe an der Ostsee: Kinder bis 10 Jahre, die gerne draußen spielen
Wie sollen Kinder lernen, dass Brennnesseln brennen und Dornen stechen, wenn sie nie in Kontakt mit Brennnesseln oder Dornen gekommen sind? Nach meiner Erfahrung mit der Gestaltung von Naturspielflächen vor allem auf dem Mühlenhof sind Rosen sehr gut dafür geeignet Flächen abzugrenzen. Niemand geht freiwillig durch eine Dornenhecke. Wer dann doch durch eine Dornenhecke geht macht eine vielleicht schmerzhafte aber auf keinen Fall lebensbedrohliche Erfahrung. Je nach Neigung mag das auch als Erlebnis durchgehen … Brommbeeren sind noch besser als Abgrenzung geeignet, wenn die Fläche es hergibt. Hagebutten schmecken als Konfitüre ganz gut, Brommbeeren sind als frische Frucht unschlagbar. Und wer gerne ein paar Brommbeeren mit nach Hause nehmen möchte, findet in der Ferienwohnung bei uns eine ordentliche Küche in der sich gut etwas Konfitüre einkochen lässt. Auch das kann eine Naturerfahrung sein und ist alles andere als kompliziert.
Wenn Sie Angst haben, dass sich Ihre Kinder an Dornen stechen, kommen Sie bitte nicht zu uns in den Urlaub. Die Ostsee bietet noch viele andere Orte, die möglicherweise besser zu Ihnen passen. Wenn Ihre Kinder in einen Waldkindergarten gehen dürfen, werden Sie sich vermutlich bei uns wohlfühlen. Neulich sagte mir ein Kind ganz sachlich (nicht etwa vorlaut): „Das brauchst Du mir nicht zu erklären … ich gehe in den Waldkindergarten.“ Das war eine gute Aussage. 🙂
Im Naturgarten e.V. bin ich erst seit 6 oder 7 Jahren Mitglied. Die Naturgarten-Idee begeistert mich schon länger. Mein Hof sieht keineswegs aus wie im Lehrbuch. Es war ja auch nicht die Arbeit des Meisters sondern eher die des Lehrlings. Das schöne ist, dass ein Garten niemals zu Ende gestaltet ist. Selbst, wenn man nach der anfänglichen Anlage des Gartens als Mensch nicht mit sogenannter Pflege eingreift, gestaltet die Natur den Garten weiter. Viele Anregungen aus der anfänglichen Gestaltung meines Hofes hab ich vor zig Jahren im Naturgarten Baubuch von Reinhard Witt gefunden. Der Schinken hat seinen Preis. Gut, dass bald Weihnachten ist (darf man noch Weihnachten sagen oder heißt es jetzt zur Verhinderung von Diskriminierung „Jahresendfest“?)